Hi,
vergiss es. Solche "Vanity Domains" wird kein eBusiness Manager oder Head of Markting anrühren, speziell nicht in den USA, speziell nicht bei einer Firma die ein eingeführtes Brand hat, und wahrscheinlich ihre brand.com besitzt und seit ewig in der Aussenkommunikation pusht und gut in Google platziert hat.
Zudem stecken die USA in einer tiefen Depression, da spielt keiner mit seinem Marketing Budget herum. Egal wie viel eine Firma verdient, es gibt ein festgelegtes Marketingbudget, und das ist begrenzt und vor allem verbucht. Und die Marketingaktionen müssen schnell Ergebisse zeigen, gerade heutzutage. Eine Domain "so.ny" für Sony tut das aber nicht.
Am wichtigsten aber: Was genau soll die Firma mit der Domain anfangen? Eine generische Domain wie erkältung.de kann man seperat aufpäppeln und mit einem Portal belegen und dort die Kunden über Erkältung informieren, und ganz nebenbei seine Produkte vermarkten. Firmen wie Bayer kaufen sowas, wobei ein proaktiver Verkauf einer Domain wie erkältung.de zu einem vernünftigen Preis an eine Firma wie Bayer ein absolutes Kunststück ist, Otto-Normaldomainer kommt da beim Telefonieren nicht mal am Empfang vorbei. Ich rufe den ganzen Tag bei solchen Konzernen an, alleine die Ansprechpartner Recherche kostet locker eine Stunde pro Firma, und wenn man nicht seit Jahren gewöhnt ist solche Firmen anzurufen, dann endet der Anruf entweder gleich am Empfang oder spätestens bei einer netten Assitentin -die sich natürlich nicht als Assistentin outet, sondern wie die Vorstandsvorsitzende anhört- die einen auffordert das doch einmal per eMail an sie persönlich hereinzureichen, und dort versauert es dann, weil sie das Potential nicht blickt, oder beim Teammeeting wichtigere Dinge auf der Agenda hat als einen cholerischen Anfall des 16h arbeitenden Marketingleiters zu riskieren: "Fräulein Rührig, noch EINE solche dämliche eMail an mich weitergeleitet und sie brauchen morgens nicht mehr um 7:00 aufzustehen, haben wir uns da verstanden, ja? Bin ich hier der Hanswurst, oder was, erkaeltungstee24.org, ich fühl mich verarscht!".
Wenn dann die Firma noch in den USA steckt wirds RICHTIG schwer. Cold Calls in den USA sind mehr als ein Kunststück, nahezu unmöglich. In den USA herrscht eine richtigehende Hysterie bezüglich eingehender, unverlangter, anonymer Anrufe, SPEZIELL in grossen Konzernen. Dahinter wird stets etwas schlechtes vermutet: Jemand der Tonertinte oder Webdesign verkaufen will, Headhunter die Personal abwerben wollen, professionielle Datenbankverzeichnisse die interne Rufnummern und Namen in Erfahrung bringen wollen, usw. eMail kann man gleich ganz vergessen, landen alle sofort und ungelesen im grossen Mülleimer, vorsortiert von Assistentinnen die darauf traineirt sind jegliche Angebote sofort auszusortieren, frei nach dem Motto: "We know our needs and if we are going to need something we identify that need ourselves and then we will be looking for a supplier. Therefore: If anyone is offering anything we are not interested; by default". Anrufe landen zu 99% auf Mailboxen, nie ruft jemand zurück. Ohnehin benötigt man zwingend eine US Rufnummer, sonst geht mal schon gar nichts (ich habe dazu extra 4 US Rufnummern: 2xOst- und 1xWestküste und mitten drin eine). Und amerikanische Entscheider reden GANZ anders am Telefon. Selbst wenn man sehr gut Englisch spricht ist man da untrainiert sehr irritiert. Alleine die Sprechpausen und das Feedbackmanagement ist dort komplett anders.
Was nun könnte eine Firma wie Sony mit so.ny anfangen? Aufmerksamkeit von der ".com" abziehen? Nie wird eine Firma so eine Domain aktiv in der Kommunikation verwenden. Nie im Marketing. Sie wird so eine Domain nicht in Google pushen. Ergo wird die Domain eh nie Traffic haben. Zudem noch das Risiko, dass der Durchschnittsamerikaner das Brand nicht mal erkennt. Amerikaner nutzen wirklich nahezu auschliesslich com, net, org, edu. Ganz selten mal .us. Evtl. ab und an noch .ca. Das Bewusstsein für ccTLD's ist dort einfach nicht geprägt, ausser Kanada sind die umliegenden Länder allesamt relativ irrelevant für die USA.
Am ehesten noch klappt sowas bei einem kleinen, hippen Startup. Oder bei einem völlig neu einzuführenden Brand wie beach.com, wobei es mich eigentlich extrem wundert warum die bea.ch gekauft haben, sehr unamerikanisch. Ist ja aber auch keine grosse Firma aus der Old Economy.
Das ganze ist auch vermutlich nicht preissensitiv. Wenn Firmen etwas nicht haben wollen, dann wollen sie es nicht haben, egal wie günstig es ist.
Risiko die anzusprechen: Null. Da geht keiner zur Wipo mit, würde auch abgewisen, denn die SLD ist ja nicht identisch mit dem Brand. Und in irgendeinem komischen Land wird auch niemand klagen wollen.
Sorry für die Ernüchterung, aber ich arbeite seit vielen Jahren mit US Firmen und rufe da viel an, und habe auch durch die TLD-Projekte mit vielen US Entscheidern viel Kontakt gehabt, ich bin mir da sicher: Null Interesse.
Welche TLD ist es denn?
AlexS