Jau, hier auch noch eine lustige Versicherungsmeldung
Meine Unfallmeldung vom 02.06.1999
Ihr Schreiben vom 14.06.1999
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit schreibe ich an Ihre sehr verehrte Versicherungsgesellschaft in Beantwortung Ihrer Bitte um zusätzliche Informationen zum Unfallhergang.
In dieser hatte ich unter Punkt 3 als Unfallursache "unzureichende Planung" genannt. Sie baten mich nun, dies näher zu erläutern. Gerne möchte ich hiermit Ihrem Wunsch nachkommen und bin überzeugt, die nachfolgend beschriebenen Einzelheiten werden Ihnen Klarheit über die weitere Bearbeitung meines Versicherungsfalles geben können.
Ich bin Funkamateur, und am Unfalltag arbeitete ich allein auf der obersten Plattform meines ca. 25 Meter hohen Antennenmastes. Als ich meine Arbeiten beendet hatte, musste ich feststellen, dass sich im Zuge der Arbeiten Werkzeuge und Ersatzteile mit einem Gesamtgewicht von ca. 150 kg auf der Plattform angesammelt hatten. Statt alle Teile einzeln und mühsam über die Stehleiter des Mastes nach unten zu schaffen, entschied ich mich dafür, sie in einem stabilen Holzkorb hinab zu befördern, und zwar unter Verwendung einer oben am Mast installierten Umlenkrolle sowie eines vorhandenen Seils. Über dieses Hilfsmittel hatte ich nämlich auch alle benötigten Gegenstände zu Beginn und während meiner Arbeiten am Antennemast sicher und bequem nach oben transportieren können.
Um jedoch alle Risiken auszuschließen, begab ich mich zunächst nach unten und befestigte dort sorgfältig das untere Ende des Seils am Boden. Dann kletterte ich wieder nach oben und belud dort den Korb mit den bereits erwähnten Werkzeugen und Ersatzteilen. Danach kehrte ich endgültig auf den Erdboden zurück und löste dort das Seil von seiner Befestigung. Dabei hielt ich das Seil sorgfältig und mit aller Kraft fest, um dann den Korb langsam und behutsam herunterzulassen.
Unter Punkt 11 meiner Unfallmeldung hatte ich Ihnen mein Körpergewicht von 75 kg bereits mitgeteilt. Trotz meines Entsetzens, ganz plötzlich nach oben gerissen zu werden, hielt ich das Seil krampfhaft fest, statt es loszulassen. Nur der Vollständigkeit halber muss ich erwähnen, dass ich mich mit unverhältnis-mäßig hoher Geschwindigkeit seitlich des Antennenmastes nach oben bewegte. Auf etwa halber Höhe begegnete mir dann, auf seinem Weg nach unten, der Korb mit den Werkzeugen. Diese Begegnung war ursächlich für die Schädelfraktur und das gebrochene Schlüsselbein. Meine Fahrt nach oben setzte sich dann mit fast unverminderter Geschwindigkeit fort, und zwar solange, bis meine Finger fast zwei Knöchel tief in der bereits erwähnten Umlenkrolle steckten. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch halbwegs klar denken konnte, hielt ich trotz meiner Schmerzen das Seil fest, um nicht abzustürzen. In diesem Moment schlug jedoch der Korb mit den Werkzeugen unten auf der Erde auf, und durch den Aufprall brach sein Boden durch. Von da ab wog der Korb, da nun unbelastet, nur noch höchstens 10 kg. Hier möchte ich nochmals auf mein unter Punkt 11 des Unfallberichtes genanntes Körpergewicht verweisen.
Wie Sie sicher unschwer nachvollziehen können, wurde durch die für mich völlig unerwartete Gewichtsumkehr mein Absturz in die Wege geleitet. Auch dies mit unverhältnismäßig hoher Geschwindigkeit.
Wiederum auf halber Masthöhe traf mich, jetzt von unten kommend, der leere Werkzeugkorb. Dieser Zusammenprall ist ursächlich für die gebrochenen Füße sowie die übrigen Verletzungen der Beine und des Unterleibs. Das Zusammen-treffen mit dem Korb hatte meinen Fall glücklicherweise abgebremst, und so brach ich mir, als ich inmitten meiner Werkzeuge aufschlug, nur noch drei Rückenwirbel. 25 Meter über mir sah ich noch den leeren Werkzeugkorb an der Mastspitze pendeln. Schmerzgepeinigt versuchte ich, von dem Werkzeughaufen aufzustehen, was mir zu meinem größten Bedauern nicht gelang. An die Ursache meiner schweren Gesichtsverletzungen kann ich mich nicht genau erinnern, da ich plötzlich bewusslos wurde. Dabei entglitt mir das Seil aus meinen Händen.
Mit freundlichen Grüßen