Internetadressen mit den Namen der Opfer von Amstetten: Wie windige Online-Händler im Netz schnelles Geld mit dem Verbrechen verdienen wollen.
Von FOCUS-Online-Autor Michael Friedrichs
Im niederösterreichischen Amstetten herrscht der Ausnahmezustand. Journalisten aus der ganzen Welt belagern seit dem Wochenende das Haus, in dem sich über Jahre hin ein unglaubliches Inzestdrama abgespielt hat. Das große mediale Aufsehen, das der Fall weltweit erregt, ruft bereits die ersten Geschäftemacher auf den Plan: Während die meisten Menschen mit Entsetzen und Verständnislosigkeit auf die Ereignisse in der Bezirksstadt reagieren, versuchen andere bereits, mit dem Schicksal der Familie schnelles Geld im Internet zu verdienen.
Internetadressen ab 20 Euro
So zum Beispiel Stefan M. Der Österreicher aus Wolfurt im Vorarlberg nutzt zurzeit den Medienrummel aus, um auf dem Online-Marktplatz Ebay unter dem Namen „blackstaind“ insgesamt drei Internetadressen mit dem Opfernamen Elisabeth F. zu versteigern – zum Startpreis von 20 Euro. „Ich denke, viel mehr muss man dazu nicht sagen“, wirbt der Verkäufer in der Artikelbeschreibung, „Die Domains sind perfekt für eine Newsseite rund um die Geschehnisse in Amstetten geeignet!“ Nicht nur hier versucht der Österreicher aus dem Schicksal der Familie Kapital zu schlagen. Auch auf der Domain-Handelsplattform Sedo sind die Internetadressen gelistet – hier gleich mit einem Mindestverkaufspreis von 1000 Euro pro Adresse.
Auch andere Geschäftemacher haben ihre Chance erkannt und gleich nach Bekanntwerden der Geschichte entsprechende Domains auf ihren Namen registriert. Guiseppe L. aus Italien hat sich gleich zwei entsprechende Adressen gesichert. Ebenfalls mit dabei beim Rennen um die besten Namendomains der Amstetten-Opfer: ein Deutscher, ein Niederländer und ein Amerikaner, die auf der Handelsplattform ähnliche Adressen anbieten.
„Als weltweite Handelsplattform für Internetdomains agieren wir verantwortungsbewusst, indem wir unsere Kunden im Vorfeld darüber aufklären, welche Domainregistrierungen in Bezug auf den Domainhandel sinnvoll sind und welche nicht“, betont Sedo-Sprecherin Semra Yilmaz gegenüber FOCUS Online. Die betroffenen Adressen der Opfer würden jedoch aus moralischen Gründen so bald wie möglich von der Plattform entfernt werden. Außerdem könnten sie dann bei Sedo nicht wieder erneut zum Verkauf angeboten werden. Zudem gehe das Unternehmen nicht davon aus, dass man für diese Domains einen Käufer findet. „In diesem Fall handelt es sich um ein Zeitgeistphänomen, was gelegentlich auftaucht, sich aber nach kurzer Zeit wieder legt“, so Yilmaz.
Abmahnungen für kampusch.de
Schon in der Vergangenheit haben Geschäftemacher immer wieder bekannte Namen und Geschehnisse benutzt, um mit dem sogenannten Domain-Grabbing, dem missbräuchlichen Registrieren von Internetadressen, schnelle Kasse zu machen. So geriet im vergangenen Jahr ein Deutscher in die Schlagzeilen, weil er sich Internetadressen wie kampusch.de oder brigitte-mohnhaupt.de reserviert hatte und mit Gewinn verkaufen wollte. Zahlreiche Anwaltsschreiben und Abmahnungen waren die Folge. Das kann nun auch Stefan M. und seinen Kollegen drohen.
„Unter rechtlichen Gesichtspunkten ist dieses Vorgehen als Namensanmaßung zu bezeichnen“, sagt Georg Seeberger, Anwalt für Urheber- und Medienrecht aus Bonn. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes reiche bereits das bloße Registrieren eines fremden Namens als Domain mit dem ausschließlichen Ziel der gewinnbringenden Weiterveräußerung für eine Abmahnung aus.
„Die Opfer können dann Unterlassung, Löschung des Domainnamens und gegebenenfalls Schadensersatz verlangen“, so Seeberger. Auch eine Domain wie elisabethf.de sei kritisch, da sich durch die Medienberichterstattung eine entsprechende Zuordnung auch ohne Nennung des vollständigen bürgerlichen Namens ergeben kann.
Quelle
Unfassbar!
Sehr gute Werbung für den Domainhandel! :motz:
Wer sowas registriert...
mfg
phil
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