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Streitpunkt: Beteiligung der Anwender

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engel

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Die US-Regierung hat in der vergangenen Woche fast handstreichartig ein Paket von Anti-Terror-Gesetzen (PATRIOT Act) verabschiedet. Nun fragt man sich, welchen Einfluss die darin getroffenen Vorgaben, das Internet betreffend, auf die Entscheidungen der ICANN nehmen werden. Die Internet News formuliert ihre Erwartung als Frage "Erstickt die ICANN die Stimme der Öffentlichkeit?"

http://www.intern.de/news/2219.html
http://www.internetnews.com/isp-news/article/0,,8_911711,00. html


Das nächste Treffen der ICANN findet vom 12. bis 15. November in Marina del Rey, Kalifornien statt. Es steht ganz unter dem Zeichen von Sicherheit und Stabilität, was nach den Ereignissen des 11. Septembers nicht verwunderlich ist. Nur was die Umsetzung dieser Themen konkret bedeutet, darüber lässt sich derzeit trefflich spekulieren.

Viele Kritiker der Internet-Behörde vermuten beispielsweise, dass die ICANN die Gelegenheit nutzen wird, um das strittige Thema der At Large Membership zu einem Ende zu bringen. Dabei wird hauptsächlich spekuliert, dass die ursprünglich angestrebte Zusammensetzung des Direktoriums zu Ungunsten der Anwenderschaft verändert wird.

Zur Erinnerung: Ursprünglich sollte sich das Board of Directors aus 18 Direktoren und einem Vorsitzenden zusammensetzen. Neun der Direktoren sollten durch die Anwenderschaft bestimmt werden. Bei der ersten Wahl im Jahr 2000 wurden allerdings nur fünf Direktoren aus der Anwenderschaft gewählt. Zunächst hieß es dann, die noch ausstehenden Direktoren sollten spätestens zum Jahrestreffen der ICANN im Jahr 2002 bestimmt worden sein. Doch zwischenzeitlich wurde eine "At Large Study" ins Leben gerufen, die sich laut den Statuten der ICANN auch mit der grundsätzlichen Frage beschäftigen sollte, ob denn im Board überhaupt "'At Large' Directors" vertreten sein müssen.

http://www.icann.org/general/bylaws.htm


Die Studie wurde inzwischen abgeschlossen und kommt zu dem Schluss, dass eine Beteiligung von sechs Direktoren (1/3 des Board) aus der Anwenderschaft vollauf genügt. Und noch etwas legt die Studie nahe: "Der Anwender" kann nur schwer als Wähler identifiziert werden. Die erste Wahl habe gezeigt, dass eine Identifizierung kompliziert und kostenintensiv ist. Daher wird empfohlen, dass sich zukünftige Mitglieder als Domain-Inhaber identifizieren und einen Mitgliedsbeitrag zahlen.

http://www.atlargestudy.org/
http://www.atlargestudy.org/draft_final.shtml


Die von der ICANN initiierte Studie kommt damit zu einem gänzlich anderen Ergebnis, als die von zehn unabhängigen Forschungsstellen durchgeführte "NGO and Academic ICANN Study". Diese geht davon aus, dass eine Balance der (privaten und wirtschaftlichen) Interessen nur durch eine paritätische Beteiligung der Anwender zu erreichen ist. Weiter wird in diesem Bericht gefordert, dass die Mitgliedschaft allen erwachsenen Nutzern des Internet offen zu stehen habe, und dass keine Mitgliedsbeiträge erhoben werden sollten. Die ICANN solle die Wahlen aus eigener Kraft finanzieren und sich dabei der Mittel jener bedienen, die am meisten von der ICANN profitieren.

http://www.naisproject.org/
http://www.naisproject.org/report/final/


Dieser Bericht wurde allerdings vor dem 11. September veröffentlicht, und seitdem sieht die Welt bekanntlich anders aus. Fast schon überdeutlich macht das ein Beitrag des ehemaligen ICANN-Chefs Mike Roberts im Forum der At-Large Membership Study Committee (ALSC).

http://atlargestudy.org/forum_archive/msg01113.shtml


Er empfiehlt den Mitgliedern der Liste, die Vorschläge der Studie anzuerkennen und die "seichte Rhetorik" zu beenden. Für ihn hat das "alte" Internet am 26. Oktober mit dem Inkrafttreten des PATRIOT Act sein Leben ausgehaucht. Diese Gesetze haben das Internet, seine Entwickler, Provider und Anwender direkt in einen "neuen Krieg gegen den Terrorism" katapultiert.

Den Freiheitsrechten droht bekanntlich in Krisenzeiten die größten Gefahren. So ist es dann auch kein Wunder, wenn durch Stellungnahmen wie der von Mike Roberts der Boden dafür geebnet wird, die Anwenderrechte zu beschneiden. Auch wenn sich daraus kaum ein Zusammenhang mit der Sicherheitsproblematik schneidern lässt, wohl aber eine Stabilisierung der de facto-Machtverhältnisse in der Internet-Behörde.

[Quelle: Intern]
 
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