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Land der Umlaute
Neuer Landrush bei nic.at: IDN-Domains werden vergeben
Von WZ Online / Franz Zauner
Zuletzt waren es Zifferndomains, also Urls wie
http://www.123.at, die einen Wettlauf um die besten Internet-Adressen auslösten. Seit 1. Oktober ist ein neuer "Landrush" in vollem Gange: So genannte IDN-Domains, Adressen, in denen auch Umlaute und Sonderzeichen aufscheinen, werden für ein Jahr gratis vergeben. Bei der österreichischen Adress-Vergabestelle nic.at will man über den Umweg der Umlaute das nationale Internet-Bewusstsein fördern, denn Österreich ist ein Umlaut-Land. Das Interesse übertraf jedenfalls alle Erwartungen: Seit dem 1. Oktober gab es mehr als 50.000 Registrierungen. Was noch an Namen zu haben ist, kann man auf einer eigenen Homepage nachschlagen.
Allerdings können solche Umlaut-Urls, so man über keinen Alternativ-Browser wie Firefox verfügt, derzeit nur eingeschränkt verwendet werden: Microsoft wird sie erst in der kommenden Version 7 des Internet Explorers standardmäßig unterstützen. Und als Mailadresse werden sie voraussichtlich noch einige Jahre nicht zur Verfügung stehen.
Doch im WWW sind IDN-Domains zunehmend strategisch wichtig und dem entsprechend ein heiß begehrtes Gut: Die ÖVP zum Beispiel hat sich längst
http://www.schüssel.at gesichert und auf die Parteien-Homepage umgelenkt. Auch
http://www.spö.at ist bereits in Gebrauch. (Die Dirty-Campaining-Adresse
http://www.gruselbauer.at hatte die SPÖ ebenfalls vorsorglich erworben, damit kein politischer Gegner mit der Namens-Verbalhornung Wahlkampf machen konnte.)
Transparenz und Fairness sind wichtige Kriterien bei der Adressvergabe im Internet – und ausgerechnet die für den österreichischen Namensraum allein zuständige Firma nic.at ist jüngst ins Gerede gekommen. Bei der Vergabe von Zifferndomains hat der Internet-Experte Johannes Schütz Unregelmäßigkeiten entdeckt, die zur fristlosen Entlassung eines Mitarbeiters von nic.at führten. Verschärfte technische Kontrollen und erweiterte interne Unvereinbarkeitsbestimmungen sollen dafür sorgen, dass es : Kein Mitarbeiter von nic.at darf künftig als Registrar fungieren.
Die durch die Manipulationen nicht rechtmäßig vergebenen Adressen – laut Geschäftsführer Richard Wein handelt es sich um 24 Stück - werden neu aufgelegt. Zuvor wird noch ein Rechtsgutachten eingeholt. Auch die Vergabe der IDN-Domains wird noch einmal routinemäßig überprüft.