@ Domster:
Viele der Inhalte, die Du in Deinen Postings andernorts (will heissen in anderen Threads) unterbringst, haben ja durchaus Hand und Fuß. Wenn ich mir Deine Ansichten in diesem Thread jedoch durchlese, frage ich mich, ob Du vielleicht in einem Paralleluniversum lebst.
Ich denke eher das liegt daran, dass mir als Soziologe mehr als klar ist, dass wir in einem von Menschen geschaffenen Universum leben. Wirtschaft ist keine Naturwissenschaft. Globalisierung ist kein Meteoriteneinschlag, sondern ein von der WTO mit Gewalt im Interesse von TNCs durchgesetzte Ordnung.
Wenn das für den Unternehmer alles so easy ist wie von Dir dargestellt: Warum wirst Du dann nicht selbst einer, "schöpfst" Unmengen "Surplus" von unterjochten AN ohne Rechte ab und setzt Dich nach wenigen Jahren als Multimillionär zur Ruhe?
vielleicht, weil ich kein Wichser bin und Arbeiter anständig bezahlen würde? Allerdings war es der Hauptgrund für meine Selbständigkeit. Ich verschwende ungern meine Lebenszeit, damit sich andere die Tasche füllen und die dann noch von mir ewige Dankbarkeit erwarten. Und das in einer Unternehmensberatung, deren einziges "Produkt" ihre Mitarbeiter sind. Ich denke, ich habe 6 Jahre die reine Lehre erleben und leben dürfen.
yep, das alte Totschlagargument der Neoliberalen. Wach mal auf. Und informier Dich mal, was das Wort Ideologie bedeutet.
Viele Faktoren können dazu führen, dass das von Dir genannte üppige "Surplus" zu einem solchen mit negativem Vorzeichen wird. Beteiligst Du Dich als AN dann am Verlust des Unternehmers ebenso engagiert wie Du Dich im Gewinnfalle gerne am Gewinn beteiligt sehen möchtest? Oder bist Du ein Opportunist, welcher auf einem Auge blind ist und die Sachlage so dreht, wie er sie gerade braucht?
Du hast es nicht verstanden. Klar wird der Arbeitgeber beteiligt: Mehrarbeit ohne Lohnausgleich, unbezahlte Überstunden, arbeiten trotz Krankheit, kein Weihnachtsgeld, kein Urlaubsgeld etc. Und wenn Millarden-Gewinne gefahren werden, wirst Du als Lohn entlassen. Ich habe wirklich gut verdient. Bei einer Faktursumme von über 200.000 € im Jahr hat sich meine Firma aber trotzdem mehr als gesund gestoßen.
Ich kam mit dem System immer ganz gut zurecht. Bei uns werden Gehälter individuell ausgehandelt mit klarer Zielsetzung jedes Jahr. Erreichst Du die Ziele gibt es Kohle, erreichst Du sie nicht, eben nicht. Hatte ich nie ein Problem mit. Wenn der Arbeitnehmer dir aber Ziele reinschreibt, die du nicht beeinflussen kannst, um das unternehmerische Risikio auf dich abzuwälzen, ist das schlicht eine Schweinerei. Wenn der Arbeitnehmer dir dann plötzlich mal erzählt, das sowohl der Weg zum Kunden, als auch die benötigte Anfahrtszeit dein Privatvergnügen ist... usw. usw.
Ohne die Thematik allzu sehr vertiefen zu wollen: Insbesondere langjährige Mitarbeiter bekommt man heutzutage -trotz der Tendenz zur Lockerung des Kündigungsschutzes- kaum noch los, ohne ganz gewaltig Federn zu lassen (empfindliche Abfindungen und insbesondere teuere und zeitintensive Arbeitsrechtsprozesse sind inzwischen "Standard"). Vom "Hire and Fire"-Prinzip sind wir in Deutschland Lichtjahre entfernt.
Ich denke, das finden hier einige sehr bedauerlich.
Nach wie vor jammert man in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau. Nach wie vor ist es -trotz Hartz IV und damit verbundener Restrukturierungen- zu einfach, den Staat und somit die Gesellschaft (uns alle!) "mal machen" zu lassen: erstmal zurücklehnen, chillen, und gut genug ist's. Das hemmt die Eigeninitiative massiv und ist daher kontraproduktiv - noch... Es werden, mit einigen Vor- und vielen Nachteilen, mittelfristig noch ganz andere Zeiten auf uns zukommen. Aber ich schweife ab.
Das ist Bildzeitung. Klar gibt es bestimmt 10% Schmarotzer, denen man durch sinnvolle Arbeit mal Dampf machen kann, die Meisten wollen aber arbeiten.
Ich habe sogar nichts gegen eine Lockerung des Kündigungschutzes, wenn es nach dem Muster Dänemarks passiert: Kaum Kündigungsschutz, aber 4 Jahre Anspruch auf 90% Deines letzten Nettogehaltes und aktive Vermittlung.
Du bist Familienvater, Frau, 3 kleine Kinder, Haus gekauft, dann freut sich der Allianzchef über Milliardengewinne und wirft Dich raus. Leider bist Du 42 und damit nicht mehr vermittelbar. Nach einem Jahr kommt Hartz4, Dein Haus ist weg usw. Was machst Du dann? Enspannt "chillen"?
Zurück zum Auslöser: ich habe lediglich gesagt, dass ich es für traurige Angelegenheit halte, wenn man als Azubi abgelehnt wird, weil man sich wagt nach dem Gehalt zu fragen. Erinnerte mich irgendwie an die Lehrzeit meiner Mutter (Schneiderin), als sie noch netterweise den Haushalt der Meisterin führen dürfte. Da geht es wohl wieder hin. Ich bin froh, dass ich mir sowohl Lehrstelle, als auch Arbeitsstelle aussuchen konnte.
Gruß,
Rainer