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Habe endlich beschlossen, eine Ich-AG aufzumachen.

Olympia

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08. Sep. 2001
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Gott sei Dank habe ich auch schon das richtige Erfolgskonzept dafür gefunden:

Aus dem Tagebuch einer Ich-AG

16. Juni: Habe endlich die Firma gegründet. Auf die Ausschreibung
für die Stelle kam nur eine Bewerbung. Meine. Das Bewerbungsgespräch
verlief positiv. Ich entspreche genau meinen Vorstellungen. Trotzdem
Vorsicht: Habe vier Wochen Probezeit vereinbart.

2. Juli: Erste Zwischenbilanz nach 14 Tagen: Es läuft. Zwar noch nicht
so besonders, aber doch irgendwie. Aber es wird schon, da bin ich mir
einig.

26. Juli: Das Geschäft brummt! Habe eigentlich eine Woche Urlaub
beantragt. Kann ich aber einfach nicht genehmigen. Muß ich mir noch
sensibel nahe bringen. Aber die Kunden gehen vor.

13. August: Muß dringend mit mir übers Geld reden. Kann ja nicht so
sein, daß ich einerseits Gewinn mache (Einzelheiten erfährt man ja
nicht als Angestellter), während andererseits mein Gehalt stagniert.
Was wäre ich denn ohne mich?

17. August: Habe mich heute früh über mich aufgeregt. Mehr Gehalt
- das kann wohl nicht wahr sein. Erst mal muß ich doch Kapital
ansammeln, damit ich investieren kann. Aber das werde ich mir schon noch
beibringen. Wahrscheinlich muß ich die Zügel ein bisschen anziehen.
Sonst komme ich noch auf die Idee, einen Betriebsrat zu bilden.

21. August: Heute früh zwei Stunden Warnstreik. Wenn ich es anders
nicht kapiere, dann ziehe ich eben einen knallharten Arbeitskampf durch.
Keinen Urlaub, keine Gehaltserhöhung - nicht mit mir.

22. August: Warnstreik! Na warte. Da gibt's eine gediegene
Aussperrung.

23. August: Ha, jetzt habe ich's mir gezeigt! Mit Aussperrung hatte
ich nicht gerechnet. Aber die Firma kann sich keine Pause leisten.
Deshalb brauche ich einen Streikbrecher. Am besten mich, ich kenne mich
ja aus. Ich als Streikbrecher - da werde ich Augen machen.

26. August: Habe mit eigenen Ohren gehört, wie ich mich "Dummes
Schwein" genannt habe. Habe es mir sofort gemeldet, denn den Chef zu
beleidigen, stört eindeutig den Betriebsfrieden.

27. August: Die Beleidigung hat Folgen - habe mir eine Abmahnung
erteilt. Noch einmal, und ich bin entlassen.

17. September: Seit dem Streikbrecher-Einsatz und der Abmahnung ist Ruhe
in der Firma - kein Gemecker mehr, keine Gehaltsforderungen. Man muß
eben mal die Instrumente zeigen.

21. Oktober: Ich gehe an die Börse. Wenn schon Ich-AG, dann richtig.
Spiele mit dem Gedanken, alle Aktien selbst zu kaufen, damit mir keiner
reinquatschen kann.

3. November: Der Börsengang war ein voller Erfolg. Die Aktien gingen
weg wie warme Semmeln. Bin allen anderen möglichen Käufern
zuvorgekommen. Tja, clever muß man sein. Jetzt bin ich nicht nur
Inhaber und Geschäftsführer, sondern auch Vorstandsvorsitzender. Und
Vorsitzender des Aufsichtsrates.

14. Dezember: Irgendwie klemmt das Geschäft im Moment. Liegt es am
Wetter? Oder an der Vorweihnachtszeit?

16. Dezember: Jetzt weiß ich, woran es liegt: Die Lohnnebenkosten sind
zu hoch. Habe mir das unmissverständlich klargemacht. Ja, wenn ich ein
Türke wäre oder ein Pole, da wär's vielleicht billiger. Aber so
- ich habe zu hohe Ansprüche.

3. Januar: Musste mir eine Gewinnwarnung geben. Jetzt regt sich der
Aktionär auf. Und der Aktienkurs fällt. Da werde ich wohl am
Personal sparen müssen.

4. Januar: Kurzarbeit. Das fehlte noch. Andererseits - ich könnte
mich nach einem Nebenjob umsehen. Vielleicht mache ich auch
Schwarzarbeit bei mir.

7. Januar: Habe mich heute entlassen. Der Aktionär jubelt - der Kurs
ist kurzzeitig nach oben geschnellt. Shareholder value ist eine tolle
Sache.

12. Januar: Habe viel Zeit. Werde noch eine Firma gründen, gehe damit
auch an die Börse, kaufe mir gegenseitig die Anteile weg. Das erzeugt
Nachfrage und jagt den Kurs hoch. Obwohl - vielleicht sind das
verbotene Insidergeschäfte? Egal, Hauptsache es bringt Gewinn.
Außerdem, wenn ich dicht halte, kommt es nie raus.


Macht noch jemand mit??
 
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