Eine interessante These John
Ich denke man muss hier zunächst mindestens drei verschiedene Arten von Domaindeals unterscheiden:
Wenn jemand eine einzelne Domain erwirbt, um sie anschliessend als Endkunde in einem Bereich zu entwickeln in dem er sich gut auskennt (der typische Mittelständler, der eine beschreibende Domain zur Nutzung für sein Gewerbe kaufen möchte), dann werden ihm die Parkingeinnahmen herzlich egal sein und er wird wissen was die Domain für ihn und für sein ganz konkretes Nutzungsinteresse wert ist. Hier sollte das Volumen des Deals den Zeitaufwand für eine individuelle Bewertung der Situation / Domain rechtfertigen. Wenn sich dann seine Einschätzung des Marktsegmentes mit meiner deckt kommt es zur Einigung, wenn nicht lasse ich mir seinen Standpunkt erklären und prüfe ob er der "richtige" Käufer ist.
Möchte jemand ohne grosse Ahnung des von der betreffenden Domain abgedeckten Geschäftsbereiches einen oder wenige einzelne Namen als Investment kaufen und gründet sein Angebot allein auf einen tatsächlichen Parkingertrag, dann würde ich ihm erklären was die Domain einem anderen Interessenten aus der entsprechenden Branche statt dessen wert sein sollte und ihn als Reseller betrachten. Entweder er bezieht dann den erzielbaren Wiederverkaufspreis in seine Rechnung ein oder es kommt kein Deal zustande. Am liebsten ist es mir aber ohnehin unter einer verkauften Domain auch ein entsprechendes Projekt zu finden...
Kauft ein Investmentfonds gleich 10.000(e) Domains auf einmal, dann braucht der Manager sowohl eine quantifizierbare Grundlage auf der er den zukünftigen Return abschätzen kann als auch handfeste Argumente zur Begründung der Investition gegenüber den Geldgebern. Was eine einzelne Domain mit dem richtigen Content dabei wirklich an Umsatz bringen könnte ist dabei schon aus Volumengründen (leider) irrelevant, die Parkingeinnahmen des Gesamtpaketes sind es aber eben nicht. Das ist dann wahrscheinlich mit einem Immobilienfonds vergleichbar, der die einzelnen erworbenen Wohnungen auch nur nach den erzielten Mieteinnahmen bewertet und nicht wie der einzelne Hauskäufer nach dem unverbaubaren Meerblick und dem Grundriss des Pools...
Als Exit-Strategie kann sowas ab einem bestimmten Alter
aber trotzdem interessant sein, weil man als Inhaber eines sehr grossen Portfolios nie die Zeit finden wird alle Domains individuell zu entwickeln bzw. zu vermarkten. Ab einem bestimmten real erzielten Verkaufspreis dürfte die Differenz zum "optimalen", aber theoretischen Ertrag nur noch auf dem Papier relevant sein und für den persönlichen Lebensstil keine Rolle mehr spielen. Dann sollte man wohl verkaufen und den entgangenen Gewinn der gesparten Lebenszeit gegenüberstellen.
In den ersten Fällen spielt ein akzeptiertes Vielfaches der Parkingumsätze nur als Bottomline eine Rolle, welche ein Verkäufer nach unten niemals unterschreiten wird (nach oben aber praktisch immer), beim Portfolioverkauf bedeutet die Einigung auf einen Multiplikator aber fast automatisch die Festlegung des Kaufpreises.
Wenn man Liquidität braucht oder möchte und keine Möglichkeit oder keine Zeit zur Projektentwicklung bzw. zur gezielten Suche nach einem besser passenden Käufer mit entsprechender Wertschätzung der Domain hat dann stellt die Bewertung auf Parkingbasis eine schnelle Lösung dar. Dass solche Lösungen nur selten optimal sind wissen wir alle.
Ausserdem gibt es m.E. eine negative Korrelation zwischen der Grösse eines von einer Person über einen gegebenen Zeitraum aufgebauten Portfolios und der durchschnittlichen Qualität der enthaltenen Domains.
Ein einzelnes Goldnugget zu finden ist halt schwieriger als einen ganzen Güterzug mit Kies zu füllen. Also werden sicher tendenziell auch eher die Domains aus der dritten und den folgenden Reihen nach Parking bewertet. Allerdings weiss eine zunehmende Anzahl von Interessenten inzwischen auch, dass viele Domains dank Parking nicht mehr unbedingt verkauft werden müssen bzw. nicht mehr irgendwann wieder frei werden weil der Inhaber pleite ist und die Jahresgebühr nicht mehr zahlen kann. Das kann dann schon ein gutes Argument der Verkäuferseite sein
Fazit: Du hast offensichtlich recht, wer sich gute und sehr gute Domains ohne Not derart aus der Tasche ziehen lässt der macht was falsch. Mit so einer Einstellung ist man aber auch nicht besonders lange erfolgreich, weil in den Backorder-Auktionen zum Ersetzen der verkauften Domainbestände keiner nach Parking bewertet und irgendwann sind dann die Domains halt alle...
Persönlich hoffe ich, dass ich nie eine meiner Domains für einen auf dem Parkingertrag basierenden Preis verkaufen muss. Im Zweifelsfall halte ich es aber trotzdem mit Sahar Sarid:
"Circumstances Happen"
Gruss,
Holger
P.S.: Ich war die letzten drei Monate in der CD-freien Sommerpause
Die eingegangenen Nachrichten werden nach und nach abgearbeitet. War ja nix dringendes dabei soweit ich das gesehen habe.