El Kaida bekannt sich zu Terror in London
London (dpa) - Kurz nach den Bombenanschlägen in London ist ein Bekennerschreiben im Namen des Terrornetzwerks El Kaida aufgetaucht.
Ein Polizist weist verwirrten Londonern den Weg.
© dpa
In dem Schreiben, das in einem islamistischen Internetforum veröffentlicht wurde, heißt es unter anderem, die Anschläge sollten die "Kreuzfahrer-Regierung" Großbritanniens wegen ihres Truppeneinsatzes in Afghanistan und im Irak treffen. Die Echtheit des Schreibens konnte nicht überprüft werden.
Am Morgen hatte eine Serie von Terroranschlägen die britische Hauptstadt London erschüttert. Dabei kamen mindestens zwei Menschen ums Leben, etwa 90 wurden zum Teil schwer verletzt. Innenminister Charles Clarke bezifferte die Zahl der Anschläge auf das Londoner Transportwesen auf vier. Zunächst war von bis zu sieben die Rede gewesen.
Von Explosionen getroffen wurde ein U-Bahnzug zwischen den Stationen Aldgate East und Liverpoolstreet Station sowie ein anderer Zug zwischen Russel Square und Kings Cross. Auch die U-Bahn-Station Edgware Road war betroffen. Außerdem explodierte eine Bombe in einem Doppeldecker-Bus am Tavistock Square.
Der britische Premier Tony Blair bestätigte unterdessen, dass es sich bei den Explosionen in London um Terroranschläge handelte. Er werde in den nächsten Stunden den G8-Gipfel in Richtung London verlassen, sagte er am Donnerstag in einer Fernsehansprache im schottischen Gleneagles. Der Gipfel gehe aber weiter, und er selbst wolle am Abend zurückkehren.
Terror in London
El Kaida bekannt sich zu Terror in London
Sicherheitsexperten kommen in Berlin zusammen
Analyse: Explosionen rissen Briten aus allen Träumen
Hintergrund: Anschläge auf Öffentliche Verkehrsmittel
Hintergrund: Große Terroranschläge seit dem 11.09.2001
Chronologie: Die Anschläge des 7. Juli in London
Hintergrund: Nur selten katastrophale Unfälle in U-Bahnen
Hintergrund: Die Londoner "Tube"
Blair bezeichnete es als "besonders barbarisch", dass die Terroristen zugeschlagen hätten, während die Staats- und Regierungschefs der G8 in Schottland über Afrikahilfe und Klimaschutz gesprochen hätten. "Die Anschläge wurden so angelegt, dass sie mit dem Beginn des G8-Gipfels zusammenfielen", sagte er. "Tod und Zerstörung" könnten Großbritannien und die anderen Demokratien aber nicht davon abhalten, ihre Werte zu verteidigen. "Was immer sie tun, es wird ihnen nicht gelingen, das zu zerstören, was uns in diesem Land lieb und teuer ist", sagte Blair.
Terrorexperten sagten im britischen Fernsehen, dies sei eine "äußerst genau koordinierte" Serie von Anschlägen auf zivile Ziele. Der britische El-Kaida-Experte Prof. Paul Wilkinson sagte, die Anschläge trügen die Handschrift der islamischen Terrororganisation.
Scotland Yard und der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone hatten in den vergangenen Jahren immer wieder gesagt, ein großer Terroranschlag in London sei "nur eine Frage der Zeit". Livingstone flog nach der Schreckensnachricht aus Singapur ab, wo London am Vortag den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2012 bekommen hatte.
Während des morgendlichen Berufsverkehrs waren die ersten Meldungen über Explosionen in U-Bahnhöfen eingegangen. Zunächst sagte die Bahnpolizei noch, Kurzschlüsse seien die Ursache. Binnen kurzer Zeit wurde die gesamte Londoner U-Bahn, mit der täglich drei Millionen Menschen reisen, stillgelegt. Bahnhöfe wurden geräumt, Hunderte von Feuerwehrautos und Krankenwagen fuhren vor. Notärzte behandelten auf der Straße Verletzte, Notzelte wurden aufgebaut. Hunderttausende von gestrandeten Pendlern irrten durch die Straßen.
Finanzen
Bombenterror schockiert Börsen
Die Bombenanschläge in London bringen den Dax zum Fallen. mehr
Schon bald erhärtete sich der Verdacht, dass es um einen Terroranschlag ging, wie ihn Großbritannien noch nicht erlebt hat. Die Regierung kam zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen, Polizisten mit Maschinengewehren zogen vor dem Buckingham-Palast auf, Königin Elizabeth II. war aber in Windsor. Die deutsche Botschaft in London richtete einen Krisenstab ein.
Das Fernsehen berichtete, in der Innenstadt seien Soldaten aufgezogen, was das britische Innenministerium aber dementierte. Viele Polizisten aus England sind zurzeit in Schottland stationiert, wo der G8-Gipfel stattfindet. Der Scotland-Yard-Chef Ian Blair rief alle Londoner auf, dort zu bleiben, wo sie sich im Moment aufhielten. Das Fernsehen berichtete, die Polizei befürchte weitere Anschläge.
Loyita Worley (49), die zum Zeitpunkt der Anschläge in einer U- Bahn im Finanzdistrikt saß, berichtete: "Es gab einen lauten Knall und dann ganz viel Asche - ich konnte nicht mehr atmen." Sie habe mehrere Schwerverletzte gesehen.