Gibt - oder gab - es eine TLD, bei der gelöschte Domains direkt von der Registry versteigert werden ?
Ein Mitarbeiter einer Rechtsabteilung hat dies vorgeschlagen und um Kommentare gebeten. (Nur zur Sicherheit: Es geht nicht um .de)
Was spricht aus Eurer Sicht dafür bzw. dagegen ?
Mein Lieblings-Steckenpferd: Das "Expired Domains Management".
Aktuell ist es bei den gTLD's so, dass Domains in der Regel nach Ablauf der 30 Tage Redemption Grace Period für 5 Tage in Pending Delete gehen, und dann frei zur Verfügung stehen. ccTLD's handhaben das ein wenig anders. Aber generell stehen die expired Domains einfach irgendwann wieder zur freien Verfügung! Dann heisst es "First Come First Serve". Bei allen Domains die irgendwie "brauchbar" sind, kommen da nur hochgerüstete Spezialisten zum Zuge, die Expired Domain Snapper.
Bei .com ist das in Teilen anders: Der Registry Operator "VeriSign" ist ja nur teilweise an dem Registration Cycle einer Domain beteiligt. Die Registrare sollen hier eigentlich die Domains löschen, nachdem sie expired sind. Dazu haben sie eine gewisse Zeitspanne Zeit. Viele löschen sie sehr zeitig nach dem Expire, da sie sonst Verisign zu lange die Renew Gebühren "fronten" müssen. Sobald die Domain "deleted" (gelöscht) wird, geht sie in die 30 Tage RGP (redemption). Solange kann sie recovered werden. Dann 5 Tage Pending, dann ist sie wieder frei.
Bei .com besteht da aber eine Lücke: Der Registrar MUSS die Domain nicht löschen! Er kann sie auch selbst übernehmen, und verauktionieren. Passiert ja bei vielen Registraren. Klappt das mit der Auktion nicht, kann er sie immer noch löschen.
Daher haben bei Expired Domains Auctions auch einige Domains ein brandneues Regdate und andere das ursprüngliche Regdate.
Es werden also schon heute (teilweise) Domains von der Registry versteigert (weill bei .com die Registrare teileise Registry Operator Funktionen übernehmen).
Die aktuelle Situation ist sowohl für den Altregistranten als auch für potentielle Neuregistranten alles andere als zufriedenstellend. Immer noch verlieren zu viele Registranten ihre Domain aus versehen! Aus ihrer Sicht wäre also eine mindestens 60 Tage RGP wichtig (während der Zeit ist die Domain ungeroutet, das sollte man also mitbekommen)! Auch wichtig wäre eine Verpflichtung der Registrare die Domain zu löschen, dass diese die also NICHT (wie bei .com) einfach selbst übernehmen können!
Für die potentiellen Registranten (aus der jeweiligen Community, also NICHT Domainer, sondern Enduser) ist das "First Come First Serve" natürlich ein Alptraum! Erstens bekommen viel zu wenige überhaupt mit, dass die fragliche Domain regbar ist! Die Zeit ist zu kurz, sind ja nur rund 35 Tage. Zweitens haben sie selbst NULL Chancen, und sind quasie gezwungen sich einen Snapper-Service zu suchen. Der Verauktioniert die Domain dann. Nur: Wie viele Endkunden kennen "Snapservice"? Und wer weiss schon um diese ganzen Hintergründe? Richtig: Fast nur Domainer!
Ich mache bei ICANN seit einiger Zeit Lobbying dafür, dies alles ein wenig User-Freundlicher zu gestalten. Eine gute Vorlage dazu ist das Verfahren bei unserer TLD:
- Registrare werden VERPFLICHTET die Domain zu löschen, sie können Sie nicht einfach übernehmen.
- Die RGP ist 60 Tage! Der Altregistrant wird überdies von dem Registry Operator MEHRFACH angesprochen. Bei einer Community TLD muss man sich ein wenig um seine "Members" kümmern!
- Danach geht die Domain erstmal in eine 6 bis 9 Monate "Cool-Down-Period". Potentielle Registranten sollen die Gelegenhiet bekommen, aufmerksam zu werden. So ICANN zustimmt, wird eine nicht-monetarisierte Website geschaltet, die einfach nur auf die bevorstehende Verfügbarkeit hinweist. Man kann sich vormerken lassen! Kurz bevor die Domain dann wirlich regbar wird, bekommen alle Interessenten eine Benachrichtigung! Solange ist die Domain in der Registry Reserved List.
- Dann wird die Domain exakt so behandelt, wie die Landrush-Domains behandelt werden. Es besteht ja nicht der allergeringste Unterschied zwischen einer Landrush- und einer Expired Domain. Diesen Revenue-Stream wird wohl jede neue Registry selbst verwerten. Warum die Domain für Regfee an einen Dritten geben, und den dann die Domain versteigern lassen? Das ist ja schwachsinnig. Macht man ja in der Landrush auch nicht. So wie bei der Landrush kann also jeder Interessent die Domain beantragen, sind es binnen einer bestimmten Frist (z.B. wie bei der LR 14 Tage) mehr als einer, dann geht es in eine Auktion. Diese Auktionen werden dann natürlich (wie schon in der LR und SR) von einem Dienstleistungsanbieter abgewickelt, der dafür einen (kleinen) Prozentsatz Gebühren erhält. Das ist aber auch bei bisherigen LR von z.B. .xxx oder .asia, etc so gewesen.
Also Registry Operator möchte man vermeiden, dass Registranten unbeabsichtigt Domains verlieren. Man möchte sicherstellen, dass danach die Domain möglichst an einen Endkunden geht, der die Domain auch wirklich nutzt! Und man möchte den Revenue Stream nicht einfach an Dritte "verschenken".
"Pahh, es geht also um die Community? Quatsch. Ihr wollt euch nur bereichern, es geht nur um die Knete"!
Klaro, daher geben wir ja auch 2/3 des Profits aus dem Registry-Geschäft über einen unabhängiges "Philanthropic Board" wieder an die Community zurück. Weil wir so "geldgierig" sind.
Wenn das kommen sollte, dann kommt als nächstes:
Jede Domain, die jemand frei registrieren will, kommt erst mal für 7 Tage in eine Auktion...
Hast wohl unsere gTLD Bewerbung gelesen ;-)
Nachtrag: Ahh, sehe gerade, Du meinst auch vorher noch nie gereggte Domains? Gute Idee, sehr gute Idee.
AlexS