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http://consultdomain.de/forum/showpost.php?p=122234&postcount=39
Klar, stimmt schon. 2,6 Millionen registrierte Domains innerhalb eines Jahres sind nicht so schlecht wenn man das als Maßstab nehmen will. Spannend wäre noch, wenn man mal die Verteilung der Inhaber darstellen könnte. Ich vermute stark, dass sich aus der Zahl der Domains pro Inhaber ein gutes Mass für den Spekulationsgrad unter einer TLD und damit für ihren "echten" Nutzwert ableiten liesse, also mehr verschiedene Inhaber = mehr Projekte, die die Endung erst interessant machen. Und wenn man das aus diesem Blickwinkel betrachtet, dann ist die .eu auch nach einem Jahr im Netz praktisch nonexistent.
Aber ich finde die ganze Geschichte noch aus einem anderem Grund interessant: Die Akzeptanz von .eu (als einzige relevante neue TLD der vergangenen Jahre und letzte TLD mit Chancen überhaupt) sagt eine Menge über die "Aufnahmefähigkeit" bzw. "Sättigung" von Otto Normalnutzer für/mit Domainendungen aus.
Meiner Meinung nach ist das tatsächliche Wachstum von .eu (also nach dem zugegebenermassen hypothetischen Abzug aller defensiven und spekulativen Regs) gemessen am Hype, der seit mindestens 6 Jahren um .eu gemacht wurde absolut enttäuschend. Der Eindruck wird sich noch verstärken, wenn die Zahl von .eu-Domains in den nächsten Wochen um geschätzte 20% gesunken ist.
M.E. liegt das nur teilweise an den Betrügereien, sondern zeigt vor allem, dass Firmen und Privatnutzer einfach nicht bereit sind, unendlich viele Endungen als gleichwertig zu akzeptieren. Ich sehe das als psychologischen Mechanismus, der auch kaum zu verändern ist. Um einen Platz unter den "echten", maximal 2 oder vielleicht gerade so 3 von der Masse der Europäer auch wirklich erinnerten Endungen zu erringen müsste .eu andere, lange etablierte Konkurrenten mit einem Vielfachen an bekannten Projekten vom Thron stossen. Rein quanititativ liegt .eu vermutlich spätestens im Juni aber wieder nur sehr knapp über oder sogar auf dem Level von .biz, also auf Rang 7 oder 8 der TLDs und damit weit ausserhalb der durchschnittlichen Wahrnehmung.
Und von einer "Aufholjagd" ist nichts zu sehen:
Bezüglich der Zahl der Neuregistrierungen (und das finde ich das eigentlich aussagekräftige Kriterium) lag .eu bereits in den vergangenen 3 Monaten knapp, aber konstant hinter .biz, .info liefert die drei- bis vierfachen Werte, .org hat 30 mal und .net mehr als 70 mal so viele Neuregs wie .eu zu verzeichnen. Von .com reden wir gar nicht erst.
Inhaltlich, also bei der Zahl der tatsächlich realisierten Projekte sieht es ähnlich verheerend aus, sehr wahrscheinlich sogar noch weitaus schlechter als bei manchen weit dahinter gelisteten cctlds wie .at oder .ch.
Darum bin ich inzwischen mehr denn je überzeugt, dass .eu dauerhaft ein Schattendasein führen wird. Gute Keywords gab es für normale Nutzer von Anfang an nicht und bei zweitklassigen Ausweichbegriffen werden viele auch weiterhin besser auf die entsprechende cctld und vielleicht noch .com setzen.
Die einprägsamen Begriffe, die allein die Chance hätten die Endung im Zusammenhang mit guten Projekten bekannt zu machen sind auf Jahre hinaus zu hunderttausenden von Spekulanten besetzt, und von Parkingsites ist hier eher keine Rettung zu erwarten.
Icann sollte daraus endlich lernen, dass jede weitere neue Endung mit noch weniger echter Zielgruppe als Europa absolut überflüssig ist.
Meine persönliche Schlussfolgerung: Ich werde mich weiterhin auf den Ausbau bestehender und die Neuentwicklung von Projekten mit Top-Keywords unter .com (.de hab ich praktisch keine) konzentrieren und bei einigen wenigen Begriffen wo es passt (z.B. im Umweltbereich) auch noch die .org mit nutzen. Die .net wird in diesem Jahr die 10 Millionen Regs erreichen und bleibt damit auch auf meinem Radar. Alles andere kann maximal defensive Ergänzung sein, nicht mehr und nicht weniger.
Gruss,
Holger