selfman schrieb:
Aber sehen wir uns die 20% der Namen an, die schon jetzt, man schaue sich die Preisspiegel an, Preise von 30.000-40.000 $ erreichen.
Domains die in meinen Augen für die zahlungskräftigen Konzerne vom Prestigewert nicht allzu interessant sind und in der Mehrzahl nur eine überschaubare Anzahl von Typein Traffic mit sich bringen.
Genau diese Domain können jedoch für den Mittelstand durchaus interessant sein. Problem, keiner kann oder will Sie sich leisten, da das Preisniveau mittlerweile einfach zu hoch ist.
Die, die sich diese Domains leisten, haben in meinen Augen ein wenig den betriebswirtschaftlichen Hintergrund übersehen.
Hallo Melf,
interessante Sichtweise, da muss ich auch was dazu sagen
Betriebswirtschaftlich betrachtet hast Du absolut recht, wenn man betrachtet wieviele zusätzliche Einnahmen allein durch die über eine neue Domain generierten Besucher erzielt werden können ist das oft recht ernüchternd. Aber ich denke hier werden einige wichtige Aspekte ausser Acht gelassen. Allein die psychologische Wirkung der Einmaligkeit einer Domain führt nach meiner Erfahrung (ganz ähnlich wie oft auch Auktionen) dazu, sie einem potenziellen Konkurrenten nicht zu gönnen. Und tatsächlich kann es oft auch wirtschaftlich von Nutzen sein, eine (beschreibende) Domain zu besitzen, bevor es ein Mitbewerber tut. Selbst wenn man sie zunächst nicht selbst aktiv für Marketing nutzt kann es schon hilfreich sein, wenn die Konkurrenz nicht mit genau dieser Domain plötzlich in den Suchmaschinen vor einem auftaucht. Ausserdem wird hier der Preis letztlich von überregionalen oder sogar globalen Faktoren bestimmt, nicht nur vom kleinen Interessenten vor Ort. Und irgendwo gibt es dann oft eben doch eine Firma die den Preis zu zahlen bereit ist. Ein Käufer genügt ja
selfman schrieb:
Auf die genannten Domains eine Hypothek auf sein Haus aufzunehmen kann man machen, muss man aber nicht ;-).
Das sehe ich pragmatischer. Eine "gute" Domain unterliegt ggf. weniger starken Wertschwankungen und damit Risiken als eine riskante (offline-)Firmengründung oder -beteiligung. Ein Haus würde ich sicher auch nur als allerletztes Mittel riskieren (zumindest wenn ich drin wohnen würde), aber grundsätzlich muss man auch hier Chance und Risiko abwägen. Wenn ich hinreichend objektiv abschätzen kann, dass eine Domain einen gewissen qualitativ und quantitativ guten Traffic bringt und ich diesen mit einem wiederum objektiv gesicherten Geschäftsmodell in Umsatz konvertieren könnte warum soll ich dann nicht kurzfristige Finanzierungsmöglichkeiten nutzen um dieses Potenzial zu erschliessen? Was anderes sind natürlich rein spekulative Domainkäufe mit dem Risiko, danach auch einer von mir völlig überschätzten Domain sitzen zu bleiben, hier stimme ich Dir uneingeschränkt zu.
selfman schrieb:
Denke hier werden viele Mittelständler / Existenzgründer einzig und allein vom Hype mitgezogen.
Kaum, ich denke wer als Existenzgründer das Potenzial einer oder weniger optimal(!) passender Domain(s) als Wettbewerbsvorteil erkannt und diese Ausgabe von Anfang an vernünftig kalkuliert hat wird das niemals bereuen. Eher schon problematisch ist das für die Leute, die spekulativ eine grosse Anzahl von drittklassigen Domains aufgesammelt haben und dann ohne Traffic und ohne Verkäufe auf den Domains verhungern.
selfman schrieb:
Insbesondere 20.000 für eine golflessons.com halte ich persönlich für ein nicht rentables Investment, es sei den man gibt selbst Golfstunden
.
Eben. Ich habe zwar keine Ahnung was eine Golfstunde kostet und wieviele professionelle Golfschulen und -lehrer es gibt, aber ich bin sicher das einige davon diese 20k locker wieder reinholen können. Zumal es hier auch noch jede Menge begleitender hochwertiger Produkte gibt, die sich der frischgebackene "Absolvent" sogleich anschaffen möchte und es sich bei der Zielgruppe sicher um den Traum jedes Marketingexperten handelt
selfman schrieb:
Ich kann Dir ein Beispiel nennen, welches wir hier bei uns intern diskutiert haben, als es darum ging eine Domain zu kaufen.
Vermutlich werden viele jetzt grinsen, da die genannten Beträge wirklich sehr bescheiden sind.
Wir haben bei sedo auf die Domain tuell.de geboten. Tüll ist ein Stoff, der Margen im Centbereich einspielt, da sehr preisgünstig und normalerweise nur als Beistoff verkauft wird.
Wir haben dem Interessenten 200,- Euro für die Domain geboten und als Gegengebot 500,- Euro erhalten.
Ich habe 250,- Euro geboten mit dem Hinweis, daß wir nicht mehr bieten werden.
als Argumentation habe ich mit ins kommentarfeld geschrieben, daß es sich beimTüll um einen Stoff handelt der eben ein Beiwerk beim Stoffkauf ist und daß ich selbst bei einem Preis von 250,- Euro um die 3.000 Meter Tüll verkaufen muss um den Preis wieder einzufahren.
Nein, kein Grinsen. Aus Deiner Sicht war das eine wirtschaftlich sehr vernünftige Entscheidung, die Dein Unternehmen möglicherweise vor unnötigen Kosten bewahrt hat, weil die Domain für Euch bei einem höheren Preis tatsächlich unrentabel wäre.
Was wäre aber beispielsweise mit einem Hersteller von Tüll, der mit dieser Domain und einem gelungenen Marketingkonzept genau die von Dir genannten niedrigen Branchenumsätze ankurbeln möchte? Für ihn wären die 500€ möglicherweise die sprichwörtlichen Peanuts, weil das Produkt in seinem Geschäftsablauf einen völlig anderen Stellenwert hat und sich schon eine geringfügige Umsatzsteigerung bei Tüll für ihn viel stärker auswirken würde?
Ferner gibt es in Deutschland nach Telefonbuchauskunft mindestens zwei Personen und eine Firma, die den Namen "Tüll" tragen. Wer sagt, dass die nicht noch ganz andere Ideen zur Nutzung haben und daher Interesse an einem Kauf auch zu einem ggf. noch viel höheren Preis besteht?
selfman schrieb:
Vielleicht liege ich mit meiner Meinung komplett daneben, aber ich glaube die Preise für die unten genannten Typen an Domains werden in geraumer Zeit wieder gen Süden korrigeren, denn niemand der sein Geschäft ordentlich betreibt will 7 oder 10 Jahre warten, bis sich seine Investition rechnet.
Zumindest sprechen einige ganz praktische Überlegungen gegen diese Annahme. Noch längst sind nicht annähernd alle Unternehmen und Personen im Internet vertreten, die es sein sollten. Das heisst die Nachfrage nach Domains wird schon rein mengenmässig nicht nachlassen. Dann wird es immer wichtiger, sich aus der grossen Menge der Angebote irgendwie abzuheben, und das geht nur über Qualität und Einprägsamkeit. Bedenke: Wenn wir hier über beschreibende Domains reden dann bedeutet das, dass sich potenziell eine ganze Branche für einen oder wenige mögliche Domainnamen interessiert. Und ein einziges ernsthaftes Gebot genügt, um den Wert der Domain festzuschreiben.
Ich denke bei guten Domains ist kein Ende der Preisentwicklung in Sicht, solange die Zahl der Internetnutzer sowie der Anteil der Onlinehandels am gesamtwirtschaftlichen Umsatz (und damit die potenziell über eine gut platzierte Website erzielbaren Umsätze) nicht auf ihrem Höhepunkt angelangt sind. Ich bin für meinen Teil absolut sicher, dass wir da noch lange nicht sind und jede heute aus Kostengründen nicht gekaufte gute Domain morgen u.U. um ein Vielfaches teurer sein wird.
Um meine Domainverkäufe anzuführen:
Ich habe meiner Meinung nach in diesem Jahr deutlich härter mit Kaufinteressenten verhandelt als in den Vorjahren. Resultat:
Die Zahl meiner Domainverkäufe hat sich mehr als halbiert. ABER: Der durchschnittlich erzielte Preis pro Domain hat sich gleichzeitig mehr als verdoppelt, weil wirkliche Interessenten meinen Argumenten schliesslich oft doch gefolgt sind und das soweit ich weiss auch nicht bereut haben. Insofern habe ich keine Bedenken, wenn ich nicht mehr über meine Schmerzgrenze hinaus auf Gebote eingehe, welche dem von mir mit doch schon einiger Erfahrung geschätzten Potenzial einer Domain nicht gerecht werden. Früher oder später wird ein Käufer die Domain trotzdem zu schätzen wissen...
Nur einmal habe ich in diesem Jahr eine Domain zu einem Preis verkauft der mir ein wenig wehgetan hat. Das lag aber nur daran, dass es sich um die erste Domain handelte die ich überhaupt (1999) registriert hatte und bei der ich inzwischen erkannt hatte dass ihr kommerzielles Potenzial doch begrenzt ist. Dem Käufer war der sentimentale Faktor aber (zurecht) egal
Ein schönes Wochenende auch von mir!
Gruss,
Holger